Barockmusik in der Lukaskirche: Anfang und Ende. Ein Pasticcio von Bach, Graun, Homilius und Palestrina
(Zugang 2G)
Düstere mittelalterliche Gemälde, die das Weltgericht thematisieren, hat wahrscheinlich jeder vor Augen. Glücklicherweise ist diese Zeit mit Furcht einflößenden Gestalten vorbei. Und doch spricht die Bibel und die Musik des heutigen Konzertes vom Jüngsten Gericht – und ist auch für Nichtchristen aktuell. Uns alle überfordert und stresst die Corona-Pandemie und stellt uns vor immer neue Herausforderungen im Miteinander. Mit welchem Handeln diene ich der Gesellschaft? Was ist Panik, was ist vernünftig und welchen Bedürfnissen darf und muss ich endlich wieder nachgeben?
Nicht nur wegen der täglichen Opfer der Pandemie, denen zu Lebzeiten kein Recht mehr widerfuhr, kann der Gedanke an das „Jüngste Gericht“ unverzichtbar sein. Auch wer von uns zweifelt, dass später „gerichtet“ wird, kann heute schon „ausgerichtet“ werden – auf den Weg der Barmherzigkeit und der Liebe. So wird das Dienen am Mitmenschen durch Ehrenamt, Naturschutz oder auch Corona-Impfung zum Ausdruck dieses Weges – und mit vielen Diskussionen und Zweifeln. Musikalische Projekte wie heute sind wunderbare Veranstaltungen, in denen Menschen zusammen musizieren, obwohl sie politisch und gesellschaftlich verschiedene Ansichten haben. Das erachten wir als äußerst wertvoll und erhaltenswert, wie die Kontroversen im Chorvorstand zur Umsetzung von 2G zur Bewältigung der Pandemie gezeigt haben.
Bach griff in seiner Amtszeit mehrfach auf bereits bestehende Oratorien, die er arrangierte sowie mit anderen und eigenen Kompositionen ergänzte. Überlieferte Pasticcios zeigen, dass es offenbar in der Mitte des 18. Jahrhundert nicht nur eine Aufgeschlossenheit gegenüber ungewöhnlichen und inhomogenen Textentwürfen gab, sondern unter Musikern auch keine Scheu, ältere und neue „Originale“ zu verändern, um sie den Bedürfnissen und Bedingungen der jeweiligen Zeit und des konkreten Orts anzupassen. An diese Tradition knüpfen wir heute mit der Kombination der Werke an. Auch die Kantate Nr. 70 von J.S. Bach entstand zunächst in Weimar für den 2. Adventssonntag. Später ergänzte er in Leipzig die beiden Rezitative und setzte sie zum heutigen Wochenende im Kirchenjahr ein.
Sara Mengs – Sopran
Ella Feldmeier – Alt
Christopher B. Fischer – Tenor
Valentin Schneider – Bass
Leipziger Kammerchor (Gruppe Con Moto)
Leipziger Barockorchester
Leitung: Andreas Reuter
*** Programm ***
Giovanni Pierluigi da Palestrina (~1525-1594)
Missa Aeterna Christi munera Kyrie – Christe – Kyrie
Bach, Johann Sebastian (1685–1750)
Erster Teil aus: Kantate „Wachet! Betet! Betet! Wachet!“ BWV 70
Gottfried August Homilius (1714-1785)
Motette „Der Herr wird mich erlösen“ HoWV V.9
Karl Heinrich Graun (1704–1759)
Aus „Der Tod Jesu“
Johann Kuhnau (1660–1722) / Johann Sebastian Bach (1685–1750)
„Der Gerechte kömmt um“
Karl Heinrich Graun (1704–1759)
Aus „Der Tod Jesu“
Giovanni Pierluigi da Palestrina (~1525-1594)
Missa Aeterna Christi munera: Credo
Bach, Johann Sebastian (1685–1750)
Zweiter Teil aus: Kantate „Wachet! Betet! Betet! Wachet!“ BWV 70
***
Mit Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Leipzig.
Lukaskirche Leipzig, 04315 Leipzig, Lukasstraße 1
13.11.2021 -
von 19:00 bis 20:30 Uhr