27.03.2020 - von 19:30 bis 21:00 Uhr Dieses Konzert ist abgesagt: Warum? Passionsmusik zwischen Orient und Okzident

Weitere Informationen

Diese Veranstaltung teilen

Dieser Auftritt ist abgesagt: Ob Christ oder Nichtchrist, die Passionsmusik erinnert Hörende mit ihren Klängen an Schmerz in ihrem Leben. Doch darüber hinaus erinnert sie auch an Opfer globaler Passionen unserer Gegenwart – für alle, die wegen ihrer Religion, ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihres Geschlechts Unrecht erleiden. Am 27. März 2020 lädt der Leipziger Kammerchor deshalb alle zu seinem Chorkonzert in die St. Lukaskirche in Leipzig Volkmarsdorf ein. Sakrale Vokalmusik wird dabei mit Klängen aus dem Iran und Texten auf Farsi ergänzt. Besonders freuen wir uns hier über die Mitwirkung der iranischen Musiker Ali Pirabi und seiner Musikkollegen im Ensemble SAMA. Die Gruppe, deren Name „mystischer Tanz“ bedeutet, existierte in anderer Besetzung unter Ali Pirabi Leitung 1994 – 2013 und war eine feste Größe in der persischen klassischen Musik.  Ali hat nun mit neuen Kollegen die Formation in Deutschland wieder zum Leben erweckt. Die iranischen Musiker „Ali Pirabi , Hossein Arabzadeh und Mehran Asgharzadeh spielen und singen auf verschiedenen Instrumenten.

Das Konzert fällt im evangelischen Kirchenjahr auf das Wochenende des Sonntages Judika. Dort wird nach christlichem Verständnis ein harter Gott, ein blinder Gehorsam beschrieben. Ein Gott, der Ungehorsam mit Strafen schlägt, Hiob unverdient ins Unglück stürzt und Abrahams Gehorsam grausam auf die Probe stellt. Die andere Seite der Geschichte bietet uns hier Jesus als Gottes Sohn, der selbst gehorsam ist, so den Menschen dient und ihnen zum Leben verhilft.

Dieser Spannung gehen die Texte der erklingenden Chorwerke nach. Wie ist Leiden in der Welt vor dem Hintergrund zu erklären, dass ein Gott einerseits allmächtig, andererseits gut sei? Das „Warum“ setzt Brahms in mehreren Akkorden an den Anfang seiner Motette, ohne dass der Hörer schon weiß, wonach er fragt. Ein textlicher Hinweis auf eine Erlösung – nach christlichem Verständnis durch Christi Tod – fehlt bei ihm. Den Sinn des Leidens und Sterbens lässt Brahms uns nur musikalisch erahnen. So scheint durch die Texte durch: Gott will, dass allen Menschen geholfen wird. „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“, bekennt Hiob in tiefster Not. Im Vertrauen darauf wird es möglich, sich auf Gott zu verlassen und dem Nächsten zu dienen.

Ob Christ oder Nichtchrist, abseits eines persönlichen Glaubensbekenntnisses können wir die Leiden Jesu‘ in Beziehung zu anderen leidvollen Erfahrungen der Menschheit setzen – oder zu persönlichen Schicksalen. Die Musik unserer Gastmusiker führt uns dies in diesem Konzert vor Augen.

***

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Richte mich Gott op. 78,2

Johann Kuhnau (1660 – 1722)
Tristis est anima mea

Gemeinsame Improvisation über ein persisches Gedicht

persische Instrumental- und Vokalmusik

Gemeinsame Improvisation über: Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen

Johann Hermann Schein (1586-1630)
Wende dich, Herr, und sei mir gnädig (Israels Brünnlein)

Instrumental/persische Vokalmusik

Johannes Brahms (1833-1897)
Warum ist das Licht gegeben, Motette op. 74, Nr. 1

Gemeinsame Improvisation über: O Haupt voll Blut und Wunden

Leipziger Kammerchor, Gruppe Con moto

SAMA-Ensemble
Ali Pirabi: Setar, Tanbur, Santur
Mehran Asgharzadeh: Tombak
Hossein Arabzadeh: Gesang

Leitung: Andreas Reuter

Eintritt frei, Spenden erbeten. Das Konzert wird gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig.

Veranstaltungsort

Kirche St. Lukas Leipzig, 04315 Leipzig, Lukasstraße 1

27.03.2020 -

von 19:30 bis 21:00 Uhr